Gemeinsam gut leben – ein ganz besonderer Ort
Die Welt ist in Bewegung und kein Zweifel nicht überall in Mut machende Richtung. Da gibt es die Donald Trumps, alte, weiße Männer, ewig Gestrige, Machtbesessene, die auf Biegen und Brechen die alte Ordnung aufrechterhalten wollen. Und dann gibt es die Greta Thunbergs, die Jungen, Engagierten, Umweltbewussten, die, die auf die Straße gehen, die sich zusammentun, um für eine bessere Welt zu kämpfen.
Und dann gibt es da noch die unter uns, die spüren, wieviel Sehnsucht nach Entschleunigung, nach Menschlichkeit und vor allem Sinn sich in den letzten Jahren ausgebreitet hat. Die, die wir fühlen, dass wir Menschen alle miteinander verbunden sind, dass wir mehr Mitgefühl, weniger Konsum, weniger Individualismus, weniger Schubladendenken und viel mehr „gemeinsam“ brauchen. Früher waren das die mit den gestrickten Wollsocken, die Ökos, die Esoteriker – belächelt von den Kapitalisten, den Karrieristen im Anzug, denen, die sich stromlinienförmig angepasst haben, um möglichst nicht aufzufallen, um möglichst nicht anzuecken. Denjenigen, die das Menschliche, Emotionale entweder ganz unterdrückt haben, vergessen haben oder nur zuhause im engsten Kreis ausgelebt haben.
Warum gehen immer mehr Menschen zum Yoga, haben Meditation und Wellnessurlaube Konjunktur? Weil wir uns danach sehnen, bei uns selber anzukommen.
Was das für unser Zusammenleben bedeuten kann, habe ich neulich am Kochelsee südlich von München erlebt. Solidarisches Zusammenleben im 21. Jahrhundert auf 50 ha Land gepaart mit Wirtschaftlichkeit. Dort im Klostergut in Schlehdorf kommt so vieles zusammen, dass Sinn macht. Natur, Raum, Gemeinschaft, Privatsphäre, verschiedene Menschen. Klar führt das zu Reibung, klar stehen sich hier Ökologie und Ökonomie gerne auch mal feindlich gegenüber. Und klar kämpfen die Bewohner mit ihren eigenen Schubladen, Vorbehalten und Denkmustern. Aber alle haben den festen Willen einen Ort zu schaffen, an dem man „gemeinsam gut leben“ kann.
Mein Freund Justus brennt zusammen mit seiner Frau Claudia für dieses Projekt, sie leben dort ihren Sinn und ihre Überzeugung, konsequent und mit langem Atem. Mich beeindruckt das sehr, der Besuch in Schlehdorf hat meine Seele berührt. Ich habe dort so viel von dem gefunden, was meinen Sinn ausmacht und mich einmal mehr darin bestätigt gesehen, dass wir mehr Herzensbildung in dieser Welt brauchen, dass wir wieder lernen müssen, mehr Mitgefühl zu entwickeln, dass wir wieder mehr ins Gespräch miteinander kommen müssen, auch und vor allem kontrovers. Wir müssen raus aus unseren Blasen, raus aus dem Hamsterrad, wieder mehr analoge Momente schaffen, raus in die Natur, um unserer eigenen Natur wieder näher zu kommen. Und die ist definitiv mehr „wir“ als „ich“, mehr „einfach mal sein“ als „höher, schneller, weiter“.
In mir entsteht daraus ein Traum: einen Ort zu schaffen, an dem sich Menschen begegnen, im beruflichen Kontext, zu kritischem Austausch, zum Lachen, Meditieren, Yoga, Bildung, zum Leben, Lieben, Lernen – solidarisch und wirtschaftlich. Einen Ort der Herzensbildung, der Ruhe und der unbedingten Freiheit – meiner und der von all jenen, die diesen Ort besuchen. Ich mache mich also auf den Weg, diesen Traum Wirklichkeit werden zu lassen, wann und wo auch immer. Und freue mich über alle, die mich auf dem Weg begleiten und ihre Vision von einem selbstbestimmten Leben mit mir teilen.