Was haben Digitalisierung und ein Fallschirmsprung gemeinsam?

Ein Pechakucha-Experiment

Der digitale Wandel bedeutet für Wirtschaft, Politik, Unternehmen und jeden Einzelnen eine Reise ins Ungewisse. Was uns heute fehlt, ist das Verstehen, dass die Digitalisierung unsere Gesellschaft so radikal verändern wird, wie es zuletzt die industrielle Revolution getan hat. Wir sprechen also von einem notwendigen Wandel unserer Kultur, der sich zugleich exponentiell vollzieht.

Was sind denn nun eigentlich die Komponenten des digitalen Wandels? Aus unserer Sicht sind es natürlich die technologischen Entwicklungen und ihre schier unerschöpflichen Möglichkeiten, aber vor allem sind es Nachhaltigkeit, Veränderung, Freiheit, Mut und Verantwortung. Über Digitalisierung wird zu viel geredet und zu wenig nachgedacht. Die Technologien sind da, was sie können, ist hinlänglich bekannt, wir alle nutzen sie ohne weiteres Nachdenken. Wir sprechen viel über die technischen Möglichkeiten, aber wenig über die Implikationen für uns persönlich und für unsere Gesellschaft. Im beruflichen Kontext haben wir alle eher Silodenken und lineare Organisationsstrukturen kennengelernt, sind in unserer Haltung also oftmals festgefahren. Das schafft irgendwie auch Sicherheit – aber eine trügerische. Wir haben verlernt Verantwortung zu übernehmen und Entscheidungen zu treffen, unsere Fehlerkultur schaut auf ein Scheitern als größtmöglich anzunehmenden GAU. Und wie steht es mit unserem Risikobewusstsein?

Anwender oder Gestalter

Als Anwender digitaler Medien lassen wir uns zunehmend die Entscheidungen von Technik/Algorithmen abnehmen. Wir verlieren das Vertrauen in uns und unsere Urteilskraft – wir vertrauen eher der Technik. Wir haben gelernt, dass das technisch Machbare unserem Denken Grenzen setzt. Jetzt müssen wir verstehen, dass unser Denken das Machbare einschränkt, müssen also eine neue Haltung entwickeln. Aus diesem Kontext heraus entsteht Freiheit, eine Freiheit, die wir uns dringend zurückerobern sollten, denn schließlich wollen wir doch – egal ob persönlich oder im Unternehmen – Gestalter unseres Lebens und unserer Gesellschaft sein.

Erforderlich für das Gelingen des digitalen Wandels ist der Mut zu Veränderung und im unternehmerischen Kontext eine agile Firmenkultur. Diese benötigt ein konsequentes Umdenken in der interdisziplinären Zusammenarbeit und dem Lernen aus Fehlern. Produkte werden nur noch erfolgreich sein, wenn sie konsequent die Bedürfnisse des Kunden in das Zentrum aller unternehmerischen Aktivitäten stellen.

Wenn wir anfangen loszulassen, uns auf den Wandel einzulassen, anfangen, diesen aktiv zu gestalten und die Chancen mehr als die Risiken darin erkennen, entsteht Freiheit – wir werden von Anwendern zu Gestaltern.

Freiheit erfordert Verantwortung, Verantwortung erfordert Mut

Daraus folgt der Mut zu Veränderung und neuen Entscheidungen. Wenn wir den digitalen Wandel nachhaltig für uns und die Gesellschaft gestalten und uns nicht mehr von den technologischen Entwicklungen treiben lassen, wir uns frei machen von dem, was wir schon kennen, und unsere Ängste vor Neuem hinter uns lassen, entstehen neue Geschäftsmodelle, zukunftsfähige Produkte, neue Lebensweisen. Dann haben wir auch den Mut, endlich die aus den technischen Möglichkeiten erwachsenden gesellschaftlichen und ethischen Fragen zu diskutieren. Nur dann entsteht eine Vision für eine tragfähige Zukunft von Wirtschaft und Gesellschaft.

Kommen wir also zurück auf den Fallschirmsprung – wer sich jemals aus einer launigen Herrenrunde nach einigen Drinks entschieden, hat einfach mal zu springen, weiß wovon wir sprechen. Der findet mit Sicherheit auch die Parallelen zu oben Beschriebenem. Der Weg von der Entscheidung zum tatsächlichen Sprung ähnelt in vielem dem Weg von festgefahren zu Veränderung, Mut und Freiheit. Mal ehrlich: die Zeit zwischen Entscheidung und Absprung ist geprägt von Angst, von der Suche nach Ausreden, vom Sich-Verstecken-Wollen. Wenn man aber diese Hürden genommen hat und durch die Luft schwebt, die Freiheit spürt, den Blick von oben auf die Welt genießt, dann spürt man die größte Belohnung für den eigenen Mut.

In diesem Sinne lassen wir uns auf das Experiment Pechakucha ein.

Gewohnt, bekannt und vielleicht auch ein bisschen eingefahren zeigen meine Folien normalerweise das, worüber ich im Vortrag spreche, und ich bestimme selbst, wann ich weiterblättere – der Vortrag dauert also so lange wie er dauert. Und weil wir nicht immer nur von Mut und Veränderung sprechen wollen, sondern beides leben, lassen wir uns gerne auf Neues ein. In diesem Fall also auf 20 Folien zu je exakt 20 Sekunden. Damit nicht genug: die 20 Folien zeigen die Geschichte eines Fallschirmsprungs als Analogie zu den Implikationen des digitalen Wandels für jeden einzelnen von uns. Es gilt also das Thema auf exakt 6 Minuten und 40 Sekunden zu verdichten. Wir sind gespannt und freuen uns sehr über die Einladung für mich, bei der Jahrestagung des B.A.U.M e.V. am 25. September zu sprechen!